Fahrrad
12. April, 08:51 Uhr
Hatte die vier Tage frei, habe mein Fahrrad genommen und bin los. Übernachtungen (Pensionen) hatte ich vorher gebucht. Ich hatte zu dem Zeitpunkt dieses Jahr noch keine längeren Touren gemacht, fahre aber täglich 14km (gesamt) zur Arbeit. Ich kenne auch mein Fahrrad (Trekkingrad) ziemlich gut, habe damit die letzten Jahre schon eine Menge Kilometer runtergerissen, fühlte mich also recht zuversichtlich, was das Pensum anging. Gepäck wog insgesamt 10kg, ich weiß, ich weiß, aber ich nehme dann doch immer gern noch eine Jacke mehr mit, oder den Laptop zum Schreiben. Normalerweise bin ich mit Zelt unterwegs, da bin ich dann auch disziplinierter, was die Mitnahme von Luxusartikeln angeht.
**Tag 1: Guben - Rothenburg/Lausitz (105km)**
7:30 Uhr in den Zug von Berlin nach Cottbus, dort umsteigenund dann nach Guben an die polnische Grenze. Abfahrt ist9:40 Uhr bei 5 Grad und Nieselregen, wärmer wurde es nicht an dem Tag, die Intensität des Regen pendelt etwas, ist aber erträglich. Zum Nachmittag hin hört es denn auf. Radweg ist komplett asphaltiert, ging immer an der Neiße entlang, mit Blick auf Polen. Ein paar weitere haben sich rausgetraut, aber größtenteils bin ich alleine. Highlights: Forst, Bad Muskau. Der Oder-Neiße-Radweg ist sehr gut ausgeschildert und ausgebaut.
**Tag 2: Rothenburg - Oybin (bei Zittau) (80km)**
Den ganzen Tag weiter auf dem Radweg, weiterhin alles asphaltiert, kein Regen, keine Sonne, Beine sind in Ordnung. Görlitz ist sehr schön, dort mal schnell rüber nach Polen, später kurzer Stopp in der Landskron-Brauerei, dann weiter die Neiße entlang. Es gibt viel zu sehen, große Tagebaubagger, verfallene Industrie, ein weiterhin aktives Kloster. Irgendwann dann Zittau, schöne Innenstadt, ich sehe die Berge drohend am Horizont. Bis jetzt war der Weg größtenteils flach, da immer am Fluss. In Zittau verlasse ich den Oder-Neiße-Radweg und fahre die letzten 7km nach Oybin, Steigung in den letzten 5km beträgt 300 Höhenmeter, ich merke jedes Kilo Gepäck, aber naja, geht schon. Hatte ein halbes Jahr vorher eine neue Schaltung eingebaut, SRAM Apex 1, hinten 11-42 und vorne 40, 12% Steigung mit Gepäck komme ich gut, wenn auch nicht schnell, hoch, perfekt, bin sehr zufrieden. Oybin natürlich wunderschön in den Bergen gelegen, sehr touristisch, schöner, spannender Tag.
**Tag 3: Oybin - Bad Schandau (60km)**
Heute den Tag bewusst etwas kürzer gelegt, da recht bergig. Strecke habe ich per Komoot geplant, bin gespannt, was sich Komoot da ausgedacht hat. Der Tag beginnt mit einer brutalen Steigung, werde aber recht schnell mit einer schönen Abfahrt auf wenig befahrenen Straßen belohnt. Nach ein paar Kilometern bin ich in Tschechien. Dort geht es weiter durch idyllische Dörfer auf kaum befahrenen Nebenstraßen. Das erste Mal kommt die Sonne raus. Die ersten Kilometer im Nationalpark 'Böhmische Schweiz', quasi das Pendant zu Deutschlands 'Sächsischen Schweiz', sind etwas mühsam. Extreme, aber sehr kurze, Steigungen, um die 15%, und steinige Waldwege, ich schiebe, aber das ist okay, sind wirklich nur eine handvoll Abschnitte von maximal 100 Metern. Größtenteils sind die Waldwege völlig in Ordnung und gut befahrbar. Die Landschaft belohnt, aber auch hier haben Waldbrände und Borkenkäfer ordentlich zugeschlagen. Ab und zu treffe ich auf Wanderer, ansonsten bin ich allein. Ich trödel, da ich genug Zeit habe. Plötzlich ist der Weg asphaltiert und ab da geht es für 15km bis zur Elbe nur noch bergab. Die ersten 10km sind für Autos gesperrt, danach fahre ich entlang einer kleinen Straße bis nach Hrensko, direkt an der Grenze. Irgendwo dazwischen trinke ich in der Sonne noch ein frisch gezapftes böhmisches Bier. Ich schiebe über einen Markt voller fake Markenklamotten bis an die Elbe. Bizarr, eben war ich noch im Zittauer Gebirge, jetzt bin ich in der Sächsischen Schweiz. In Schmilka gönne ich mir Kaffee und Kuchen und rolle dann vollgefressen die letzten 10km bis nach Bad Schandau. Ich esse zwei Abendbrote, eins war einfach nicht genug.
**Tag 4: Bad Schandau - Elsterwerda (115km)**
Rückenwind, Sonne, Elberadweg. Ich habe mir viel vorgenommen, aber die Umstände sind perfekt. Der Elberadweg kann fast durchgängig auf beiden Seiten befahren werden, ich entscheide mich für links, sah sonniger aus, was ja Quatsch ist, weil die Elbe sich vor allen am Anfang schön schlängelt... Die Pension bot kein Frühstück an, also fahre ich die erste 25km bis zum McDonalds nach Pirna auf leerem Magen. In der Regel macht mir das nichts aus, aber dort merke ich dann auch den Hunger. Über die Schönheit der Sächsischen Schweiz brauche ich hier nichts zu schreiben...Es geht dann immer direkt an der Elbe entlang nach Dresden. Der Fußgänger/Fahrrad-Kombiweg ist voller Menschen und von Pirna bis kurz nach Dresden reduziere ich mein Tempo, so viele Menschen sind unterwegs. Warum auch nicht: 16 Grad, Sonne, Ostermontag, da soll keiner zuhause bleiben. Ab und zu gibt es mal einen Rennrad-Bro der ungeduldig hinter mir klingelt, während ich darauf warte, dass ein kleiner Dackel, oder ein Kind, zur Seite geht. Oder E-Bike Piloten, die die Kraft ihres Fahrzeugs ein wenig unterschätzen und, in Kurven mir entgegenkommend, mich fast umkegeln, aber naja, es bleibt friedlich, das Wetter ist zu gut um mich davon stressen zu lassen. Es geht idyllisch weiter, dank leichtem Rückenwind fährt es sich wie von selbst. In Meißen wechsel ich die Elbseite und in Nünchritz verlasse ich den Elberadweg Richtung Elsterwerda. Die letzten 25km fahre ich durch Nordsachen/Südbrandenburg auf Feldwegen entlang Seen und Kanälen, auch hier hat mich Komoot mit der Streckenwahl nicht enttäuscht. Der Regionalexpress von Elsterwerda bringt mich ohne Umsteigen direkt nach Berlin.
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Fazit: Abwechslungsreiche Tour, die Saison ist hiermit eröffnet, ich habe Bock. Vielleicht als nächstes dann den Elberadweg von Wittenberg nach Hamburg? Den Oder-Neiße-Radweg von Guben an die Ostsee? Aber eigentlich ist der große Traum der Coast-To-Coast Radweg in Nordengland...wenn nur die Anreise nicht so nervig wäre.
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Danke für die Aufmerksamkeit.